Von der Firma Kibag 1928 für den Umlad des per Ledischiff angelieferten Kieses installierter Dampf-Greif-Kran auf Schienenunterbau, 1956 elektrifiziert, 1985 nach Brand mit Blech statt Holz eingekleidet.

Hafenkran und Kiesumschlag

Baustoffe wie Kies, Sand und Steine wurden seit jeher auf dem See transportiert. Von den Steinbrüchen und Kiesgruben am Obersee, verladen auf kiellosen Flachbodenschiffen mit einer Kapazität von rund 20m3 (= 1½ eines heutigen Lastwagens), gelangten die Baustoffe zu den Verbrauchern rund um den Zürichsee. Der ehemalige Gemeindeplatz (heute Seeanlage) in Meilen war ein bedeutender Umschlagplatz. Namhafte Meilemer Geschlechter waren lange Zeit bis zum Aufkommen der Motorschiffe als Schiffer tätig.

Fotoarchiv Ortsmuseum und Heimatbuch Meilen

1926 schlossen sich die «marktführenden» Unternehmen Helbling (Schmerikon) und Gassmann (Bäch) zur KIBAG (Kies- und Baggerunternehmung AG) zusammen. Die KIBAG erhielt 1928 vom MLSV (Motorlastschiffer-Verband Zürichsee-Walensee) das Recht, in Meilen einen Kies-Umschlagplatz zu errichten. Die KIBAG betrieb und betreibt heute noch grosse Kiesgruben am Obersee (Nuolen, Bätzimatt) und Umschlagplätze in Schmerikon, Bäch, Oberrieden, Wollishofen und Tiefenbrunnen. Das Kies wird mit Ledischiffen mit einer Kapazität von bis zu 800 t Nutzlast (= 20 Lastwagen) transportiert. Das «Flaggschiff» der KIBAG, der «Saturn», ist das grösste Binnentransportschiff der Schweiz.

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Für den Umlad von den Ledischiffen in die vier Kiesdepots an Land wurde ein drehba­rer mit Dampf betriebener und auf Schienen fahrender Greif-Kran installiert. 1956 er­folgte die Elektrifizierung. Von da an musste der Baggerführer nicht jeweils eine Stunde vor dem eigentlichen Betriebsbeginn für den nötigen «Dampf» sorgen. Nach einem Brand im Jahr 1985 wurde das Holzkleid durch eine Blechmantelung ersetzt. Später erleichterte die Installation einer Elektronik das Handling des Baggers. Weil die Um­schlagsvolumen immer geringer wurden, übergab die KIBAG den Umschlagplatz der Firma Schneider AG (heute Schneider Umweltservice AG), welche bis 2015 den Platz für Kleinbezüger im Nahverkehr weiterbetrieb.

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Der Kran ist im Inventar der ISIS (Informationsplattform für schützenswerte Industrie­kulturgüter der Schweiz) verzeichnet.

2016 kaufte die Gemeinde Meilen das Areal inkl. Hafenkran und die beiden 1957 er­stellten Wohnhäuser. 2024 wurde beschlossen, das Grundstück aufzuwerten und den Zugang zum See zu ermöglichen. Es entstand ein kleiner Park mit behindertengerechtem Zugang und zwei Biotopen. Der Kran wurde renoviert. Allerdings ist dieser nicht zum «Bespielen» vorgesehen. Als Ersatz für Kletterfreudige wird im Sommer am See ein Kletternetz angeboten.

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Zwei historische Ergänzungen zum Thema «Kiesumschlagplatz»:

Am 22. Februar 1967 versursachte ein Wintersturm grosse Schäden am Zürichsee. Rund 100 Meter vor dem Kiesumschlagplatz in Meilen strandete das Ledischiff «Lützelau», beladen mit 160 t Kies. Die Mannschaft musste das Ufer schwimmend erreichen, was einem Mitglied leider nicht mehr gelang.

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Im Seegrund vor der Anlage wurden Reste von Pfahlbauten (Annahme: zwei Dörfer) gefunden. Es wurden nur grobe Untersuchungen vorgenommen. Einerseits, weil durch die Wirbel der Ledischiffmotoren viel Wertvolles zerstört worden war. Andererseits, weil in Meilen andere sehr ergiebige Fundorte (Feldmeilen, Rohrenhaab) vorhanden sind.

Hans Isler, Präsident Verein Heimatbuch Meilen

Hafenkran
Foto: Thomas Flück